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Jeans, ein Kultobjekt

Von der Arbeiterkleidung zum KULTOBJEKT. Die Jeans ist eine Wunderhose und fast 150 Jahre alt

Die Ausgangssituation der Jeans war 1837 eine sandfarbene Baumwollhose mit Hosenträgern. Sie war als strapazierfähige Arbeitshose für Goldgräber gedacht. Was dann geschah, ist eine märchenhafte Geschichte, die bis heute kaum ein zweites Kleidungsstück getoppt hat.

Die Baumwolle, aus der die ersten Hosen gefertigt wurden, kam aus der italienischen Stadt „Genua“. Der aus der französischen Form stammende Name wird umgangssprachlich „Gênes“ ausgesprochen und der Amerikaner machte einfach Jeans daraus. So die Geschichte des Begriffes, da war die Hose aber noch hell und weit entfernt von dem, was sie heute ist.

Levi „Löb“ Strauss…

Levi „Löb“ Strauss, der Erfinder der Jeans, ist 1829 in der Nähe von Bamberg in einer jüdischen Arbeiterfamilie geboren. Als Levi noch ein Junge war, wanderte seine Mutter mit den Kindern nach Amerika aus.
Levi Strauss ging 1847 nach San Francisco und wurde Grosshändler. Die Goldgräberzeit war in vollem Gange und Levi verkaufte alles, was der Goldgräber brauchte. Er fing an robuste Arbeitskleidung aus „Gênes“ mit dem Stoff „Serge de Nîmes“ zur fertigen (das Gewebe entstand in der Stadt Nîmes) und da war der Begriff ‚Denim Jeans’ erfunden. Die Hose wurde aus braunem Segeltuch mit Leinenbindung gefertigt. Später wurde sie aus Baumwollstoff mit der stabileren Köperbindung produziert, aber sie war immer noch hell.

Kultjeans-Levis

Levi’s Schneider, Jacob Davis, hatte die Idee, die Nähte der Hose, für die Stabilität an einigen Stellen, mit Nieten zu verstärken, doch er hatte kein Geld, sich das patentieren zu lassen. Er wandte sich an Levi Strauss und ab 1872 sind die Hosentaschen-Ecken mit Kupfernieten verstärkt worden. Zusammen liessen sie sich das neue Extra, das die Taschen vor dem Einreissen bewahrte als ‚Denim Jeans‘ im Mai 1873 patentieren.

Five Pockets…

Der aufgestickte Arcuate-Boge, „Two Hors Brand“ genannt,  auf den Gesässtaschen und auf dem Etikett wurde, als erstes Warenzeichen eingetragen.
Normalerweise hatte die Denim-Jeans vier Taschen, aber um 1900 kam die fünfte für Münzen dazu. Daher stammt der Begriff „five Pocket“ Hose.

Raw Denim

Red Selvage…

Die weisse Webkante mit einem roten Faden wurde 1915 eingeführt. Sie ist in der Aussenseitennaht der Jeans zu finden, heisst „red Selvage“ Naht und ist unter Profis heute noch heiss begehrt. Die „Redlines“, wie sie auch genannt werden, fielen der Verbreiterung der Webstühle zwischen 1981 und 1986 zum Opfer. Die Kleiderfirma Blue Bell wird 1916 gegründet und entwickelt 1947 die Jeansmarke Wrangler.
Durch die Indigofärbung kam 1920 der Begriff ‚Blue Jeans’ auf.
Die erste Jacke aus Denimstoff wird 1921 für Lokomotivführer kreiert, extra mit weiten Ärmeln, damit sie viel Bewegungsfreiheit bietet. „Lee Loco Jacket“ heisst sie. Die „Lee Rider“ Cowboyhose aus 13oz (Masseinheit von Unze) Denim entsteht 1924.

Jeans Lee

Bis 1926 wurden Jeans mit Knöpfen geschlossen, dann hat Lee Rider die erste Jeans mit Reissverschluss verkauft. Bis 1930 wurde die Jeans auch mit Hosenträgern getragen, die dann vom Gürtel abgelöst wurden.

Jeans in Europa

In Europa wurde die Jeans 1945 durch die US-Army populär. Jeder wollte diese Texashose (wie sie genannt wurde), denn sie drückte Protest gegen Tradition und Autorität aus. Filmstars wie Marlon Brando und James Dean steigerten den Bekanntheitsgrad enorm.
In etablierten Kreisen war man konsequent gegen das neumodische Stück aus Amerika. In der DDR war die „Niethose“ in der Schule und auf öffentlichen Tanzveranstaltungen teilweise verboten.

1947 wurde von der Firma Blue Bell (Produzenten von Wrangler) erstmalig das Sanforized Verfahren entwickelt (feuchtes Hitzeverfahren, was das künstlich Einlaufen von Stoff fördert), was den Einlaufprozess der Jeans beim Waschen von 10 % (bei unbehandelten brettharten gewaschen Material) auf ca. 3 % reduzierte.

In Deutschland entsteht 1949 die Jeansmarke Mustang, Frankreich/ England zieht 1951 mit der Marke Lee Cooper nach.
Die ersten Jeans für Damen wurden 1953 produziert und hiessen Girls-Camping-Hosen.
Für Halbstarke und Rebellen war die Jeans 1955 das absolute Must have und Status-Symbol. Italien zog 1958 mit der Produktion der Jeansmarke Rifle  nach.

Die Kupfernieten wurden 1966 bei Levi’s durch eine Verriegelungsnaht ersetzt, was auch später bei den meisten anderen Jeansfirmen geändert wurde.
Die Spanier kreierten 1967 die Bluejeans Lois.

Die Akzeptanz steigt

Der endgültige Durchbruch der Jeans begann mit der Hippiebewegung 1968 in ganz Europa. Es wurde die Standardkleidung bei den Jugendlichen und die Gründung der Jeansfirmen nahm stark zu, ebenso die Modellvielfalt (Trompeten oder Schlaghose, danach Cordjeans oder auch farbige Jeans). Die Jeans wird erstmalig in der Schweiz gesichtet. Jugendkulturen wie Rocker und andere rebellische Gruppen entstehen und das Beinkleid ist für Mädels und Jungs die Jeans.

Neue Looks

Die Stone Washed Jeans wird 1969 von Edwin ins Leben gerufen, der Name LEVI’s wird wieder etwas verändert und 1973 gibt es wegen der Erdölkrise eine andere Blaufärbungsformel.
Japanische Hersteller begannen die besonderen Raw Denim Jeans in den 70ern zu produzieren.

Zu den drei klassischen Amerikanischen Jeansmarken, Levi’s, Lee und Wrangler, drängen sich 1975 weitere europäische Jeansmarken, wie Big Star, Pioneer, Marcel Scheiner und einige andere auf den Markt.
Waschtechniken erfahren ihren absoluten Boom. Was Edwin eingeführte, wird jetzt bis zum Obersten ausgereizt. Die neuen Waschungen heissen jetzt Stone-, Moon- oder Silver Washed und Bleached, Destroyed oder Abrasion behandelt.

In den 80ern entstehen neue Jugendkulturen (Punk, Popper, Mods, Yuppies usw.) und es entstehen auch Unruhen, welche die Blue Jeans Farben und Formen stark beeinflussen.

1985 erfährt die Blue Jeans eine kurzzeitige Dämpfung ihrer Karriere und die Levis 501 sollte sogar eingestellt werden, aber dann wendet sich das Blatt zum Glück.
Wegen der Nachfrage von Vintage Jeans in Japan entsteht ein 501-Fieber in Europa.

Jeans ist cool

Ab 1989 geht ohne Jeans Bekleidung nichts mehr. In allen Varianten drängt sie sich in alle Lebensbereiche. Es geht um Mythen wie Natur, Cowboy, Rebell, Freiheit, Authentizität, Ausbruch und Legende. Es poppen neben den vielen Hauptmarken noch viele weitere Labels und Modelle auf. Die 501 wird ein reissender Secondhand Artikel.

1990 entstehen Marken wie Fubu, Carhartt, Diesel, Big Star. Der Trend geht ebenfalls zu den dunklen Originalstoffen im Vintage-Look zurück. Insbesondere Selvaged Ring Ring Denim, wird von Evisu, Edwin, G-Star, Diesel, Pepe, Replay, H&M aufgegriffen.

Für die Skater kommt eine ganz neue Art Hose in Mode. Sie ist Sackartig, nennt sich Baggy Pants und wendet sich an die neue Jugend. Es werden viele Zweitlabel gegründet, um den Trend mit aufzugreifen und den Markt zu bedienen.

Dauerbrenner

Der Jeansmarkt wächst 1996 ins unermessliche, vor allem bei Levi’s. Nur in der Heimat läuft es nicht so gut. In den USA schliessen 1997 sechs Levi’s Fabriken und weitere 2001, weil die Standorte zu teuer und die Produktionen in günstigere Produktionsstandorte verlagert werden.

Bis heute sind alle möglichen Schnitte, Waschungen und Färbungen bis zum Exzess ausgereizt und produziert worden. Jeans gibt es heute in allen Preisklassen, zwischen 40,00 € und 600,00 € ist alles möglich. Von den Laufstegen dieser Welt ist die Hose nicht mehr wegzudenken und es wird wohl keinen Kleiderschrank geben, in dem nicht zumindest eine Jeans vorhanden ist. Eine gute Blue Jeans ist eines der wenigen Kleidungsstücke, die vom ständigen Tragen besser werden und sogar an Wert gewinnen.

Zum Schluss noch ein lustiges Detail aus Frankreich: Dort wurde den Frauen erst ab 2013 das Tragen von Hosen überhaupt per Gesetz erlaubt.

Quellen:

 

 

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